Am 28. Januar hat Antje Bostelmann auf der Konferenz des Deutschen Jugendinstituts „Tablets in Kinderhänden“ über unsere Erfahrungen mit der Nutzung digitaler Medien in der pädagogischen Arbeit gesprochen. Auf der Konferenz wurden verschiedene Studien zum Thema vorgestellt, in denen es sich hauptsächlich um zwei Fragen drehte: "Wie lange dürfen Kinder digitale Medien nutzen?“ und „Ab welchem Alter dürfen Kinder dies?“. Außerdem wurde über Apps diskutiert und Apps für den Kindergarten empfohlen.
Antje Bostelmanns Resümee:
"In meinen Augen hilft dem Kindergarten die Debatte zum 'ob überhaupt' und 'wie lange?' wenig. Auch mit Apps und Lernprogrammen kann der Kindergarten wenig anfangen.
Die Aufgabe der Erzieherinnen besteht darin, die Lernwege der Kinder zu begleiten und dabei Anregungen und Werkzeuge bereitzustellen. Gehen die Kinder der Frage nach, aus welchen Ländern der Welt Äpfel kommen, die im Supermarkt angeboten werden, ist es sinnvoll, diese auf dem Globus zu suchen und die Entfernung auf einer Landkarte nachzumessen. Dazu werden Maßbänder, Lineale oder andere Messmittel gebraucht. Will man das unterschiedliche Gewicht der Äpfel feststellen, werden Waagen gebraucht. Messmittel können digitale Geräte sein.
Die Benutzung von Apps im Kindergarten zur Begleitung oder gar Förderung von Lernmitteln hat nach meiner Ansicht nur bedingt Sinn. Kinder im Vorschulalter lernen in der Auseinandersetzung mit der realen Welt. Jeder Versuch, diese durch eine virtuelle Programmierung zu ersetzen führt nach dem aktuellen Stand des Wissens nicht zu der Art von Lernen, wie er im Vorschulalter typisch ist. Die Gefahr ist groß, dass LernApps und VorleseApps allein zur Unterhaltung der Kinder eingesetzt werden. Besonders das Vorlesen ist eine wichtige Methode der Sprachförderung, die nur dann gelingt, wenn von einem Menschen vorgelesen wird und nicht von einer Maschine.
Der Einsatz digitaler Medien im Kindergarten ist absolut notwenig. Zum Einen, weil die digitale Welt zum Lebensalltag der Kinder gehört und der Kindergarten die Pflicht hat, diese in seiner Arbeit aufzugreifen. Zum Anderen, weil in den digitalen Medien riesige Chancen für die Vereinfachung und Erleichterung der Arbeit der Erzieherin liegen. Jede Minute, die in der administrativen Arbeit und in der Dokumentation im Kindergarten gespart werden kann, kommt den Kindern zugute.
Hier noch eine Übersicht, die Erzieherinnen helfen soll zu entscheiden, welche digitalen Medien in den Kindergarten gehören oder nicht:
Ersatz ist Quatsch: Alles was die soziale Beziehung und die reale Lebenserfahrung ersetzen soll, gehört nicht in den Kindergarten.
Vom Konsumenten zum Produzenten: Digitale Anwendungen und Geräte, die allein der Unterhaltung dienen, gehören nicht in den Kindergarten.
Lernen unterstützen: Digitale Geräte sollten stets so genutzt werden, dass Kinder selbstständig und selbstaktiv damit Erfahrungen machen können. Daher sind Mikroskope, Kameras, Aufnahmegeräte unbedingt notwendig für die pädagogische Arbeit. Apps wie PuppetPal, BookCreator und iMovie sind notwendige Werkzeuge zum Produzieren von Dokumentationen, erstellt durch Kinder oder Erwachsene.
Wer mehr über den sinnvollen Einsatz der digitalen Entwicklungen im Kindergarten wissen möchte, kann sich an uns wenden. Wir bieten Inhouseseminare und Workshops zu dem Thema an.
Auf unserem nächsten Fachtag 'Kinder der Zukunft' am 16.4.2016 gibt es vielfältige praktische Beispiele von Dozenten aus Skandinavien und Deutschland."